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Sichtbarkeit von Sportler*innen in den Medien

Sichtbarkeit in den Medien 

Sportlerinnen wird nicht die gleiche mediale Aufmerksamkeit geschenkt wie Sportlern. Im Jahr 2021 bekamen sie - mit Ausnahme von Großveranstaltungen - durchschnittlich nur 10 Prozent der medialen Aufmerksamkeit in der Sportberichterstattung. 1


„Olympic Games Effect“

Bei den Olympischen Spielen und anderen großen Sportevents ist die mediale Präsenz von Sportlerinnen und Sportlern annähernd ausgewogen. Als Erklärung wird der sogenannte „Olympic Games Effect“ genannt. Die Pressevertreter*innen sind bereits vor Ort und müssen nicht extra anreisen, um über verschiedene Wettkämpfe zu berichten.2

Trivialisierung 

Es kommt nicht nur auf die Häufigkeit der Berichterstattung an, sondern auch wie über den Sport, insbesondere über die Sportlerinnen berichtet wird. Die mediale Fokussierung auf das Privatleben oder das Aussehen der Sportlerinnen anstelle der sportlichen Leistung wird auch Trivialisierung genannt. Bei der Frauenfußball-WM 2011 stand das Geschlecht der Sportlerinnen im Fokus. 2019 hingegen, wurde vielfach die fehlende Gleichberechtigung der Geschlechter thematisiert - ein Hinweis, dass sich die Trivialisierung in der Berichterstattung über die Sportlerinnen schrittweise auflöst.3


Die beliebtesten Sportarten in
den Medien in Deutschland 

Männer konsumieren häufiger Sport in den Medien als Frauen. Sie verfolgen ebenfalls häufiger männlichen Spitzensport als Frauen (53% zu 26%). Aber auch weiblichen Spitzensport schauen mehr Männer als Frauen (21% zu 18%). In Deutschland ist Fußball die beliebteste Sportart. Demnach verfolgen 61% Männerfußball und 44% Frauenfußball. Beim Frauenfußball ist das Interesse in den letzten 12 Monaten um 15% gestiegen. Auf Platz 2 bis 4 stehen Skispringen, Biathlon und Formel 1. 4

Es ist bezeichnend, dass Sportlerinnen abseits von sportlichen Großereignissen nur in etwa zehn bis zwölf Prozent der Sportberichterstattung vorkommen. Neben dem deutlichen Unterschied der Anzahl und des Umfangs der Berichte werden Sportlerinnen aber auch anders dargestellt. So wird ihre Leistung häufiger trivialisiert und die Bilder der Sportlerinnen zeigen sie weitaus seltener in der sportlichen Aktion und vergleichsweise häufiger in privaten Situationen jenseits des Sports. Gegen diese Marginalisierung und mangelnde Wertschätzung der Leistung müssen sich Sportlerinnen immer wieder neu behaupten. Umgekehrt: Es braucht eine klischeefreie Sportkultur auch in den Medien!

Univ.-Prof. Dr. phil. Ilse Hartmann-Tews, Deutsche Sporthochschule Köln Institut für Soziologie und Genderforschung
Ilse Hartmann-Tews

Beiträge über die Frauen-Bundesliga in den Medien

Die Anzahl der Medienbeiträge über die Frauen-Bundesliga ist seit der Saison 2020/21 sowohl im Free-TV als auch in den Online- und Printmedien deutlich gestiegen. In der Saison 2022/23 wurden im Free-TV bereits über 1.160 Beiträge gezeigt, in den Onlinemedien wurden knapp 23.200 Beiträge und in den Printmedien rund 6.582 Beiträge veröffentlicht.


Follower-Entwicklung auf Instagram

Saison 2021/22 vs. Saison 2022/23

Die Sozialen Medien spielen für die Sichtbarkeit des Frauenfußballs und der Sportlerinnen eine wichtige Rolle. Insbesondere der Instagram-Account der Frauen-Bundesliga konnte während der Saisons 2021/22 (+11,4 %) und 2022/23 (+16,1 %) gute Zuwächse erzielen. Zum Ende der Saison 2022/23 hatte der Account rund 82.548 Follower, ein Jahr zuvor waren es rund 64.995.


Die Bundesliga-Schlusskonferenz im Radio ist für mich schon seit meiner Kindheit ein großes Hörkino. Längst ist die Fußballwelt eine andere, aber noch immer viel zu sehr von Männern dominiert. Wie kann es sein, dass über den DFB-Pokal ausführlich berichtet wird, aber kaum über die Frauen-Partien? In den Redaktionen müssen noch viel mehr Reporterinnen, Redakteurinnen und Chefinnen ihren Platz finden, um die Sportberichterstattung vielfältiger und klischeefrei zu gestalten.  Denn Frauen und Fußball? Das passt zusammen - egal ob auf dem Rasen oder hinter dem Mikrofon!

Friederike Sittler, Abteilungsleiterin Hintergrund Kultur und Politik bei Deutschlandfunk Kultur und Vorsitzende des Journalistinnenbundes
Friederike Sittler

TV-Reichweite

Das Finale der Frauenfußball-Europameisterschaft generierte 2022 mit 17,95 Millionen Zuschauer*innen die höchste TV-Reichweite in Deutschland.5


Literatur:

1: Brigitte Baetz (2021): Warum vernachlässigen die Medien den Frauensport?

2: Marilena Werth (2020): Die unsichtbaren Sportlerinnen / Krumbach, A., Starcke, K., & Hönerbach, F. (2022). Medienpräsenz von Sportlerinnen und Journalistinnen in der deutschen Sportberichterstattung

3: Franziska Koohestani & Bettina Staudenmeyer (2019): Wie sich die Berichterstattung überFrauenfußball verändert hat / Lennart Krause (2018): Geschlechterkonstruktionen in deutschen Sportprintmedien im Jahr 2015. Eine vergleichende Inhaltsanalyse ausgewählter visueller und sprachlicher Darstellungsformen am Beispiel der Bild-Zeitung

4: B4p trends (2023): Nutzung von Sport-Berichterstattung in den Medien / YouGov (2021): Women in Sport Report 2021 – The growth in women´s sport – and what it means for marketers.

5: Statista Dossier - Einschaltquoten

Abbildungsverzeichnis:

Abb. 1: Brigitte Baetz (2021): Warum vernachlässigen die Medien den Frauensport? Stand: 10.07. 2023

Abb. 2: Angelehnt an die Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung (2023): b4p-Trendstudie Sport: Sportberichterstattung im Wandel? Stand: 10.07. 2023

Abb. 3 & 4: DFB/Intelligent Research in Sponsoring GmbH/Athletia Sports (2023): Medienanalyse Saison 2022/23 Google Pixel Frauen Bundesliga. Stand: 10.07. 2023

Abb. 5: Statista (2022): Dossier - Einschaltquoten. Stand: 10.07. 2023